Dreibein Bubi
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Überraschung - so kamen wir zu Bubi

An diesem Tag strich mir „Tigi“ dauernd um die Beine und war sehr rastlos. Beim Abendessen vernahmen wir seltsame Geräusche aus dem Kinderzimmer und ich schaute im Zimmer meiner Tochter nach. Auf dem Bett lag „Tigi“ und es schien als ob sie komische Turnübungen mache, doch plötzlich konnte ich sehen, wie ein kleines, nasses Katzenbaby auf die Decke purzelte. Es war ein getigertes Katzenmädchen mit weiss. Instinktiv fing „Tigi“ an, ihr Neugeborenes zu putzen. Ich war überzeugt, dass es nun vorbei war. Doch eine Stunde später vernahm ich wieder die selben Geräusche und beim Nachsehen gebar sie zwei weitere Babys, zwei gesunde, getigerte Kater.

Es war eine tolle Zeit, zu sehen wie die Kleinen wuchsen und die Welt entdeckten, auch für unsere Kinder war es ein Erlebnis. Die Bande brachte das ganze Haus durcheinander und es war dauernd was los. Meistens hielten sie sich im Keller auf wo sie richtig toben konnten. Eines Tages war der Schreck gross, als die Kleinen nicht mehr auffindbar waren. Rufend und den Tränen nahe suchte die ganze Familie nach den Kätzchen. Nach einiger Zeit beschlossen wir mal im Keller die Modelleisenbahn wegzuräumen und die Überraschung war riesig, als aus dem Eisenbahntunnel ein miauen kam. Die Kleinen hatten sich die ganze Zeit im Tunnel versteckt!

Die Zeit war nun gekommen, sich von den Kleinen zu verabschieden und sie den neuen Familien abzugeben. Das eine Katerchen und das Mädchen zogen zum Paten unseres Sohnes, das zweite Katerchen blieb bei uns und wurde „Bubi“ getauft. Es war eine herrliche Zeit zu sehen wie er langsam erwachsen wurde. Kam er ins Bett trampelte er auf einem rum und sein Appetit war der eines Tigers. Er wurde grösser und runder, wäre er rot gewesen hätte man meinen können es sei ein Verwandter von „Garfield“. Nichts war vor ihm sicher und er probierte alles aus. Ob Baden in der Wanne, das Bett mit Besuchern teilen und unter der Decke hochkrabbenl und zur Begrüssung ins Gesicht niesen.. Das ist unser „Bubi“, der sich auch mal Cornflakes aus dem Geschirr nimmt.

Wo ist Bubi?

Eines Tages im Frühling, wir genossen gerade den Kaffee im Sonnenschein, muss „Bubi“ rausgeschlichen sein. Ich war überzeugt dass er noch auf dem Bett meiner Tochter liegt und von Mäusen und Milch träumt.

Der benachbarte Bauer schnitt gerade das erste mal das Gras mit dem Mäher und Bubi rannte wie eine Rakete in die offene Garage und verschwand unter dem Auto. So schnell hatten wir unseren faulen Kater noch nie gesehen! Sofort gingen wir hinterher, denn er hatte etwas bei sich, doch wir konnten nicht erkennen was es war. Wie wir zum Auto kamen hörten wir ihn herzzerreissend miauen. Als wir ihn mit Müh und Not unter dem Auto hervorholen konnten sahen wir was geschehen war: Oh schreck, sein Hinterbein sah aus wie Geschnetzeltes! Er muss in den Mäher gekommen sein…

Bubi, wir lieben dich

Trotz des Schrecks packten wir ihn so schnell wie möglich in ein Tuch und fuhren zum Tierarzt. Der arme „Bubi“ miaute vor Schmerzen und Angst und beim Tierarzt bekam er als erstes eine Spritze gegen die stärksten Schmerzen. Leider konnte er ihm nicht weiter helfen, da es so schlimm war, dass wie in eine Klinik überwiesen wurden. Die Diagnose war: Bein weg!    Welch ein Schreck!

Da das Bein so arg zugerichtet war blieb als einzige Möglichkeit eine Amputation. Er musste schnell operiert werden, da er schon viel Blut verloren hatte. So verabschiedeten wir uns von unserem Kater mit der Hoffnung, dass er die OP gut übersteht. Der Arzt sagte uns gleich, dass er alles versuchen wird, aber er nicht garantieren kann, da der arme schon sehr viel Blut verloren hatte. 

Wir machten uns auf den Weg nach Hause und beteten für unseren „Bubi“, dass er alles gut übersteht. Am späten Abend kam der Anruf, dass die Operation gut gelaufen ist, er aber die erste Nacht  abwarten müsse, um zu sehen wie sich „Bubi“ erholt.

Am nächsten Tag kam der erlösende Anruf, dass es unserem Kater den Umständen entsprechend gut geht und dass wir ihn nach Hause holen können.

Mein Mann Stefan holte ihn auf dem Heimweg ab und bracht ihn nach Hause, wo ihn ein liebevoll bereitgemachtes Krankenbett erwartete. Es war wieder ein Schock, den Kater so zu sehen.. er war rasiert und anstelle des Beines war eine grosse Naht zu sehen. Die Wunde zu sehen macht der ganzen Familie Mühe und die Kinder wagten sich gar nicht heran und weinten, denn es schmerze einem. Auch mich kostete es Überwindung, doch ein Patient braucht Zuwendung und Pflege. So blieb ich viele Stunden bei ihm und streichelte ihn bis tief in die Nacht hinein. Die Wunde heilte langsam und als es ihm etwas besser ging, nahm ich ihn auch wieder ins Bett damit wir kuscheln konnten. Die Haare wuchsen langsam wieder, die Wunde verheilte und er lernte mit seinem Handicap umzugehen. Wenn er rennt ist nicht zu sehen, dass er nur drei Beine hat, denn er ist genau so schnell wie andere Katzen auch. Doch seit seinem Unfall ist er vorsichtiger und anhänglicher. Bereits das Geräusch eines Traktors oder Autos bringt ihn dazu, dass er sich in Sicherheit bringt im Haus oder auf dem Baum. Obwohl es „Bubi“ sehr gut geht mit seinen 3 Beinen hat er ab und an mal kleine Unfälle, doch wir hoffen dass er so bleibt wie er ist und unser verfressenes Katerchen noch ein tolles, langes Leben vor sich hat.

Manuela aus Rüfenach in der Schweiz