Lilli Marleen kämpft um ihr Leben
Es war ein verregneter Morgen im Mai als mein Mann mit
unserem Hund das Haus verließ, um die morgendliche Runde zu drehen.
Auf sein Rufen hin -nach bereits wenigen Minuten- ging ich
verwundert zur Tür. Unser Hund Sharif stand wedelnd und
sichtlich stolz vor mir und mein Mann drückte mir ein nasses,
kaltes, schmutziges und zitterndes Etwas in die Hand mit den
Worten "hier, hast Du was zum Peppeln".
Das "Etwas" war ein kleines, schwarz-weißes Katzenbaby. Sie lag
hinter der Straßenlaterne des Nachbarhauses und unser Hund
hatte sie gefunden und darauf aufmerksam gemacht!
Nun stand ich da, noch im Nachtgewand, mit einem federleichten,
Häufchen Leben - zu schwach, um sich zu regen! Mein kleiner Sohn
und ich nahmen die kleine Katze zunächst mit ins Bad und
wuschen sie mit warmen Wasser ein wenig sauber. Wir hüllten sie in
ein warmes Handtuch und bauten ihr eine kuschelige Höhle in einem
Weidenkorb. Wir stellten sie unmittelbar neben unseren warmen,
bollernden Ofen - offenbar der richtige Platz um wieder etwas Leben
einzuhauchen.
Zwei Stunden später erreichte ich meine Tierärztin und wir machten
uns sofort auf den Weg!
Ich hatte einen Pulli mit "Bauchtasche" (in der man von links und
rechts die Hände hineinstecken kann) angezogen und steckte die
kleine Katze dort hinein in der Hoffnung, daß die Körperwärme sie
am Leben hielt.
Meine Tierärztin stellte erschrocken fest, daß die Kleine
gerademal 80 g wog und höchstens 4-5 Wochen alt war. Der
nächste Schreck kam, als sie ihr in die Augen leuchten
wollte! Diese waren so zugeschwollen und vereitert, daß die
Tierärztin zunächst vermutete "...die hat gar keine
Augen!"
Die Diagnose war Katzenschnupfen, der offenbar bereits im
Mutterleib übertragen worden war. (da hilft kein Impfen mehr)
Die Tierärztin gab ihr eine Aufbauspritze und meinte, "die Kleine
haben sie dem Tod von der Schippe geholt - die hätte keine zwei
Stunden mehr geschafft".
Mit Katzenmilch und Katzenbabynahrung im Gepäck fuhren wir wieder
nach Hause. Als wir in unsere Straße bogen, schaute ich auf die
Laterne, -den Fundort- und beschloß, die Katze "Lilli" (Marleen von
"unter der Laterne" ;o) zu nennen.
Tagelang flösten wir Lilli alle paar Stunden mit einer Spritze
etwas Milch und Futter und Vitamine ein.
Und sie hat es geschafft - der kleine Kämpfer !
Im nächsten Frühjahr wird sie bereits 10 JAHRE ! !
!
Mit ihrem Katzenschnupfen kam sie über all die Jahre mal
besser und mal schlechter zurecht. Vor vier Jahren haben wir ihr
auf anraten der Tierärztin alle Zähne ziehen lassen (weil diese
ständig für Entzündungen sorgten).
Seitdem ist sie noch einmal richtig, richtig aufgeblüht! Sie frißt
trotzdem Trockenfutter sowie Mäuse und Vögel.
Lilli liebt unsere dörfliche Idylle und ist ein absoluter
Freigänger! Sie ist nicht gerne im Haus und mag es nicht, wenn man
die Tür hinter ihr schließt! Nur im Winter bei klirrender Kälte
legt sie sich gern mal für eine halbe Stunde an den Ofen -
dann will sie wieder raus!
Deshalb hat sie ihr Quartier im Keller mit eigener Heizung und
Katzenklappe.
Mit ihrem Lebensretter Sharif (der Himmel hab ihn selig) hat sie
sich über viele Jahre gut verstanden und ihm ab und an durch einen
leichten Schmuseansatz ihre Dankbarkeit gezeigt!
Um ein Haar hätte es Lilli eigentlich garnicht gegeben!
Um so glücklicher sind wir, daß du da bist, kleine
Lilli, und hoffen sehr, daß du noch viele Jahre
bleibst!!
Kleine Lilli - ... schön
daß es dich gibt!
Claudia Röllke mit Familie